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In eigener Sache : Warum Journalismus keine Verschwörungstheorie und Multipolar kein „rechtes“ Magazin ist
Die von Multipolar
freigeklagten RKI-Protokolle haben eine breite politische Debatte zur
Aufarbeitung der Corona-Zeit in Gang gesetzt. Einige Medien versuchen
nun, unsere Glaubwürdigkeit anzugreifen. Multipolar sei „rechts“ oder
„verschwörungstheoretisch“, so etwa der SPIEGEL und die Süddeutsche
Zeitung. Eine Erwiderung.
PAUL SCHREYER, 4. April 2024, 19 Kommentare, PDF
Im Dezember 2023 erhielt unsere Redaktion eine
überraschende Nachricht. Die international tätige
Medienbewertungsplattform Newsguard, deren Interessenkonflikte von uns
in der Vergangenheit scharf kritisiert
worden waren und die nicht im Verdacht steht, besondere Sympathien für
unser Magazin zu hegen, teilte uns das Ergebnis Ihres Ratings mit : 82
von 100 möglichen Punkten. Multipolar sei „größtenteils glaubwürdig“,
das Magazin entspreche „weitgehend den grundlegenden Standards der
Glaubwürdigkeit und Transparenz.“ Vorausgegangen war dieser Bewertung
eine intensive Auseinandersetzung unserer Redaktion mit den Bewertern.
Diese hatten zunächst mangelhaft recherchiert und korrigierten sich nach
Hinweisen von uns. Interessant dabei : in der 16-seitigen
Newsguard-Bewertung (PDF),
der eine wochenlange Prüfung vorausging, taucht nirgends der Vorwurf
auf, wir würden „rechte“ oder „verschwörungstheoretische“ Ansichten
äußern. Auf welcher Faktengrundlage kommen Medien wie SPIEGEL und
Süddeutsche nun plötzlich zu solchen Vorwürfen ?
Dass die Frage nach Belegen in diesem Fall keine Petitesse ist,
ergibt sich daraus, dass unser Magazin für jeden unbefangenen Leser klar
als linksliberal erkennbar sein dürfte. Das Attribut „rechts“ ist
sachlich falsch an der Grenze zur Lächerlichkeit. Multipolar steht für
klassisch liberale und sozialdemokratische Werte wie Solidarität mit
Schwachen und Ausgegrenzten, Herrschaftskritik und Meinungsfreiheit.
Unser Leitbild ist eine friedliche, freie und plurale Welt, in der
Menschen sich mit Respekt und Aufgeschlossenheit begegnen. Wir
veröffentlichten in jüngster Zeit zu Themen wie Matriarchat, ökologische Energiewende, Klimaschutz, interviewten linke Politiker zu Ihrer AfD-Kritik, beleuchteten wohlwollend den sozialdemokratischen Ideengehalt beim Bündnis Sahra Wagenknecht und empfahlen Bücher, die etwa auf Marx rekurrieren und eine „Demokratisierung des Produktionsprozesses“ fordern. Und nun : Multipolar ein rechtes Magazin ?
Noch auffälliger erscheint die falsche Einordnung vor dem
Hintergrund, dass eine Bewertung unseres Magazins ja weitgehend
irrrelevant für die Beurteilung der RKI-Protokolle ist. Diese Papiere,
amtliche Dokumente zur Entscheidungsfindung in der Corona-Zeit, stehen
für sich. Wir haben mit einer Klage vor Gericht lediglich dafür gesorgt,
dass jeder sie lesen kann. Wo Multipolar politisch steht und ob wir
ansonsten guten oder eher schlechten Journalismus betreiben, sollte bei
Artikeln zum Inhalt der Protokolle daher eigentlich unerheblich sein.
Doch es geht bei der Veröffentlichung dieser Papiere eben um weitaus
mehr. Zur Debatte stehen nicht nur die Glaubwürdigkeit von RKI und
Bundesregierung, sondern auch großer Teile einer Medienlandschaft, die
den amtlichen Verlautbarungen jahrelang unkritisch folgte – und die eine
gründliche Aufarbeitung nun wohl auch deshalb zu vermeiden versucht.